Das war 2022

Kaum zu glauben, aber wir sind schon wieder am Ende des Jahres angekommen – wo ist sie hin, die Zeit? Nach zwei Jahren, die letztlich gar nicht so ruhig waren wie gedacht, steht der Ausländerrat wieder voll im Leben – mit vielen neuen Gesichtern und Projekten. Es war ganz schön was los und daher heißt es nun: Zeit für einen Rückblick. Viel Spaß beim Lesen und Erinnern!

Neue Geschäftsführung
Ins neue Jahr starteten wir mit einer neuen Leitung, welche nun als Doppelspitze agiert. Da wäre zum einen Olga Sperling, die seit 2009 bei uns aktiv ist und u.a. mit viel Engagement und Herzblut den Bereich “Arbeit mit Frauen” aufgebaut hat. Sie kümmert sich nun insbesondere um die inhaltlichen Projektentwicklungen und vertritt unseren Verein in verschiedenen städtischen Gremien und Ausschüssen sowie in Kooperationen mit Stiftungen und anderen Akteuren.
Ganz neu dazu gekommen ist Dr. Christian Schäfer-Hock. Er überwacht die Ordnung und Struktur in unseren Finanzen, kümmert sich um alle Belange der Verwaltung und stellt unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit neu auf.

Dr. Christian Schäfer-Hock und Olga Sperling, Ausländerrat Dresden e.V.
Verteilen jetzt beim Ausländerrat (nicht nur) die Kekse: Olga und Christian. Hier beim Gastmahl für alle im September.

Come As You Are – ein Projekt der Banda Internationale

Nach zwei durch die Covid-Maßnahmen an den Schulen etwas gebremsten Projektjahren konnten wir 2022 wieder richtig loslegen: insgesamt 45 Workshops fanden an Grund-, Ober- und Berufsschulen, Gymnasien in Kitas in ganz Sachsen statt, darunter einige Ferienangebote, ein Workshopkonzert in der Erstaufnahme und ein dreimonatiges Projekt mit einer Patenklasse. Das waren musikalische Begegnungen und intensiver inhaltlicher Austausch mit über 2200 Kindern und Jugendlichen, so viel, wie noch nie bisher innerhalb eines Jahres.
Die Kangaroo-Band produzierte ein Musikvideo und spielte regelmäßig Konzerte in Jugendclubs, bei soziokulturellen Veranstaltungen und in schulischen Kontexten.
Wir feierten in Paunsdorf auf dem Schulhof mit der Banda Comunale und der 7c und der gesamten Oberschule Paunsdorf den Abschluss des Artists-in-School-Projekts nach, der im Dezember 2021 wegen Corona nicht stattfinden konnte und präsentierten im Rahmen des Montagscafés am Staatsschauspiel Dresden die “Meet-Me”-Videos aus Zeiten des Lockdowns und die Dokumentation “Weltöffnung” , eine Zusammenarbeit mit dem Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück (IMIS).

Wir stellten einen neuen Projektantrag bei den Integrativen Maßnahmen im Staatsministerium für Soziales und gesellschaftlichen Zusammenhalt und können jetzt zum Ende des Jahres schon die gute Nachricht verkünden, dass das Projekt auch in den Jahren 2023 – 25 fortgeführt werden wird: Der Fokus wird dabei stärker auf transkulturellem Austausch liegen, aber das Workshopformat in den Schulen bleibt bestehen, außerdem planen wir verstärkte Kooperationen mit unseren Partnerschulen “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage”, mit Jugendwohngruppen in Dresden und Jugendzentren im sächsischen Umland.

Workshop mit Banda Internationale in Dresden-Johannstadt; Foto: Martin Rebaza
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Projekt come together – Kinder-, Jugend- und Familienarbeit

Das Jahr begann mit einem Ausflug auf die Dresdner Eislaufbahn. Mit ca. 60 teilnehmenden Jugendlichen war es wohl der größte bisherige Ausflug unseres Projekts und ein toller Jahresauftakt.
Der März und die darauffolgenden Monate waren u.a. geprägt von dem Krieg in der Ukraine. Mit unserem Team besuchten wir die Messe Dresden, um für die Kinder der dort ankommenden ukrainischen Familien die Wartezeiten durch ein pädagogisches Angebot zu verkürzen und erste Fragen der Eltern zu klären. Da der Bedarf für Räume, in denen sich die ankommenden Familien vernetzen und Fragen stellen können, sehr hoch war, etablierten wir kurzerhand einen offenen Treff für Familien aus der Ukraine. Dort unterstützten wir u.a. bei der Schulanmeldung, der Wohnungssuche und vermittelten bei Bedarf an entsprechende Unterstützungsangebote in Dresden. Im Juli erhielt das Projekt eine eigene Förderung und wird seitdem von unseren neuen Kolleginnen weitergeführt. Wir widmeten uns stattdessen einigen DaZ-Klassen-Besuchen, denen wir unsere Angebote vorstellten.

Im Rahmen des Mädchen*treffs besuchten wir vor allem im Frühjahr vermehrt den Skaterpark auf der Lingnerallee, wo uns die Mitarbeiterinnen der Treberhilfe Dresden e.V. in die Kunst des Skateboardens, des Inlinerfahrens und des Batikens einführten. Da ein Teil der Förderung Ende Juni auslief, mussten wir uns von zwei Kolleginnen verabschieden. Unser Abschlussausflug führte uns ins Kombibad Prohlis, wo wir einen schönen und spaßigen Nachmittag verbrachten.
Im Zuge des Vätertreffs bepflanzten wir unseren Garten neu, um zu den verschiedenen Koch- und Grillabenden, bei denen die Väter die kulinarischen Genüsse ihrer Heimat präsentierten, auf selbst angebautes Gemüse zurückgreifen zu können. Ebenso wurden sportliche Wettkämpfe der Klienten am Billiardtisch oder Kicker aus- und auf die Bowlingbahn übertragen, als auch Museen besichtigt welche sie mitunter zusammen mit ihren Kindern besuchten.

In den Sommerferien fand wieder unsere JUKULT-Woche im Rahmen des Dresdner Ferienpasses statt. Die Kinder und Jugendlichen hatten dieses Jahr vier Workshops zur Auswahl: Graffiti, Breakdance, Hip-Hop und Boxen. Das Gelernte wurde bei einem Abschlussfest am Donnerstagabend präsentiert. Neu dabei war dieses Jahr die parallel zur JUKULT-Woche laufende Yalla-Woche. Hierzu bekamen wir Besuch aus Hamburg, wo das Projekt Yalla bereits seit längerem etabliert ist. Die Teilnehmenden erkundeten zusammen mit den jungen Menschen aus Hamburg die besten Orte, Projekte und Services für Kultur, Lernen, Unterstützung in Dresden und hatten dabei jede Menge Spaß. Die Eindrücke wurden danach als kurze Video-Clips zusammengeschnitten und auf die Yalla-Website hochgeladen.

Im Spätsommer bzw. Herbst des Jahres stieg die Anzahl der nach Dresden kommenden unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten stark an. Es wurde ein neuer Jugendnotdienst in Reick errichtet, den wir zweimal wöchentlich mit einem pädagogischen Angebot besuchten. Neben Gesellschaftsspielen sowie dem gemeinsamen Fußball- und Volleyballspielen war ein gemeinsamer Bowling-Ausflug ein besonderes Highlight für die Jugendlichen.

Über das Jahr begleitete auch unser Projekt das Thema Weiterförderung. Im Rahmen der Kampagne „Jugendarbeit sichern – Zukunft gestalten“ fand im September eine Aktion am Dr.-Külz-Ring statt, zu der uns einige Jugendliche begleiteten.

Im Oktober schloss sich der Mädchen*treff für einen Ausflugstag mit dem Projekt MOBA+ zusammen. Die Mädchen* powerten sich erst im Superfly aus und dann ging es nach einem gemeinsamen Mittagessen ins Kino. Außerdem etablierten wir in Kooperation mit dem Hort der 139. Grundschule ein Elterncafé, das nun seit Oktober jeden ersten Montag im Monat an der Schule stattfindet.

Mit den Kunstkoffern haben wir im November zum ersten Mal die Keramikwerkstatt im Johannstädter Kulturtreff in Anspruch genommen. Für die Kinder und auch einige Eltern war es ein schönes Erlebnis, bei dem tolle Kunstwerke entstanden.

2023 blicken wir gespannt entgegen und freuen uns auf viele neue Erlebnisse!

Abschlussveranstaltung der JUKULT-Woche im Garten des IBZ
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Mein Viertel – Mein Kiez

Startete das Projekt mit Beginn des Jahres 2022 zwar wie gewohnt, kam es im Juli jedoch nicht nur zu einem Wechsel bezüglich der Förderung (diese läuft nun über das Jugendamt Dresden), auch das Team an Sozialpädagog*innen stellte sich zum jetzigen zusammen.
Stephan Blettermann, Mirjam Schneider und Xenia Grimme arbeiten, beraten und unterstützen gemeinsam Jugendliche und junge Erwachsene bei den verschiedensten Anliegen. Egal ob bei der allgemeinen Orientierung in Dresden, Hilfe bei der Wohnungssuche oder beim Beantragen unterschiedlicher Leistungen, dem Ausfüllen von Antragen wie Formblättern, bei der Arbeitsplatz- oder Ausbildungsplatzsuche, und und…

Auch im kommenden Jahr wird Mein Viertel Mein Kiez weiterhin von Montag bis Donnerstag für individuelle Beratungen im IBZ zu finden sein.

Das neue Team: Stephan, Xenia, Miri (v.l.n.r.)
Das neue Team: Stephan, Xenia, Miri (v.l.n.r.)

Ein Highlight wird wohl, genau wie bereits in 2022, ein gemeinsamer Ausflug mit Adressat*innen zur stattfinden Jobmesse Dresden am 9. Februar 2023 – meldet Euch gern bei uns unter email hidden; JavaScript is required!


Mobile Aufsuchende Arbeit (MOBA)

Unser MOBA-Team ist von Montag bis Donnerstag an verschiedenen Plätzen in Dresden zu finden – mit Spielangeboten, Bastel- und Kochmöglichkeiten oder einfach zum Quatschen. Über die Kids kommen wir auch mit den Eltern ins Gespräch und können niedrigschwellig unterstützen, z.B. auf Beratungsangebote hinweisen.

Höhepunkt war das große Sommerfest im Innenhof unseres Dienstagstreffs auf der Budapester Straße mit vielen Angeboten, das sehr gut von der Nachbarschaft angenommen wurde.
Neu ist das Projekt MobaPlus für Adressat*innen im Stadtteil Plauen. Seit Juli wurden Aktionen und Ausflüge mit Kindern und Familien gemeinsam geplant und durchgeführt, z.B. zum Zoo Leipzig, Superfly, Kletterwald, Kino, Festung Königstein, Drachensteigen, Bowling, Museumsbesuchen…

Plakat vom Hoffest
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Daneben ist unser Team auch politisch aktiv, machte u.a. auf einer Sitzung des Stadtbezirksbeirates Plauen auf die kritisch zu betrachtende Lebens- und Wohnsituation der Menschen im Stadtgebiet um die Budapester Straße aufmerksam sowie auf die unzureichende Förderung der Kinder- und Jugendhilfe durch das Jugendamt Dresden in diesem Stadtteil.


Die Bildungspatenschaften
Unser Projekt der Bildungspatenschaften vermittelt ehrenamtliche Bildungspat*innen an Kinder und Jugendliche mit Migrations- und Fluchtgeschichte, welche ihnen behilflich sind, die alltäglichen Anforderungen in der Schule zu meistern. Doch das Projekt ist viel mehr als nur “Schulstoff büffeln”; oft wird aus den Pat*innen ein Vertrauter für die ganze Familie des Patenkindes.

Neben der Vermittlung der Patenschaften ist es auch unsere Aufgabe, diese inhaltlich zu betreuen. Dafür organisierten wir in diesem Jahr mehrere Weiterbildungen und Kurse, organisierten für die Tandems Patin/Patenkind die Teilnahme an der Museumsnacht sowie einen Besuch im Dresdner Weihnachtscircus. Im Oktober fand eine große Festveranstaltung zur Würdigung der Pat*innen in der Dresdner Elblounge Johann statt.

Neben bewährten Veranstaltungen, wie der Teilnahme am Weihnachtscircus oder Weiterbildungen, wird es auch in 2023 wieder weitere interessante, horizonterweiternde und spaßige Veranstaltungen für Pat*innen und Patenkinder geben. Insbesondere soll ein Schwerpunkt auf kulturellen Veranstaltungen liegen, die während der letzten Jahre durch die Pandemie bei allen Familien zu kurz gekommen sind. Zudem wollen wir auch Informationsveranstaltungen für die Eltern der Patenkinder organisieren.

P.S.: Die beste Zeit für den Einstieg in eine Patenschaft ist JETZT. Bei Interesse könnt Ihr Euch gern unter email hidden; JavaScript is required melden. Wir freuen uns auf Euch!


Dresdner Migrationsgeschichten: Frauenstimmen sichtbar machen!

In unserem erfolgreichen Gleichstellungsprojekt zur Stärkung von Frauen* mit Flucht- und/oder Migrationserfahrung bringen wir Menschen in Austausch – auf einfache Weise bei Führungen durch die Stadt. Ehrenamtliche Stadtführerinnen* zeigen Orte in Dresden, die mit ihren Biographien verknüpft sind, erzählen sie ihre persönlichen Geschichten und klären über geschlechterbezogene Themen auf.

Besonders gefreut hat uns in diesem Jahr der erste Preis der Lokalen Agenada “Bildung für nachhaltige Entwicklung und gesellschaftliches Miteinander”, den wir uns mit metro_polis teilen durften!

Preisverleihung der Lokalen Agenda 21
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Gesundheitslotsen

Dieses Angebot richtet sich an Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung für Anliegen rund um das Thema Gesundheit.

Eines der raumgreifendsten Themen in 2022 für unser Gesundheitsprojekt war natürlich die Corona-Pandemie. Auch in den migrantischen Communities gab es eine Menge Fragen und Unsicherheiten zur Covid-19, den damit einhergehenden behördlichen Verfügungen sowie zu den Angeboten von Schutzimpfungen. Neben Beratung wollten wir einen Beitrag leisten und organisierten im März in Zusammenarbeit mit den Johannitern eine Impfaktion im IBZ. Knapp 30 Personen holten sich an dem Tag ihre ersten oder zweiten Impfung ab. Ein gutes Ergebnis, das uns gezeigt hat, wie wichtig es ist, niedrigschwellige und mehrsprachige Angebote (mit Dolmetschern) vorzubereiten.

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Unsere Beratungsstelle in der Johannstadt baute ihre Angebote kontaktfrei und coronakonform um und bietet mehrsprachig Beratungen jetzt auch telefonisch oder per E-Mail an. Daneben gab es wie jedes Jahr gut besuchte Gesundheitsschulungen, z.B. zur Orientierung im deutschen Gesundheitssystem, Frauengesundheit und Seelische Gesundheit und nicht zuletzt zur Zahngesundheit.

Dabei wirken wir nicht nur in Dresden; es gab auch einen Gesundheitskurs in Meißen und unsere Referentin Mehrnaz war als Referentin in Stuttgart und Wien zu Gast. Dies zeigt, wie gut etabliert und vernetzt dieses Angebot mittlerweile geworden ist.


Kulturarbeit

Die Corona-Pandemie hatte natürlich großen Einfluss auf unsere kulturellen Aktivitäten, denn während andere Projekte – zumindest teilweise – in den virtuellen Raum verlegt werden können, lebt Kultur nun einmal vom Austausch zwischen Menschen.

Wir waren froh, nach Lockerung der Corona-Maßnahmen wieder mehr Planungssicherheit zu bekommen und belebten unser Haus neu. So findet wieder regelmäßig der Malkurs unter Leitung von Ingrid Birnbaum statt und die Foto-AG ist wieder aktiv. Außerdem fanden ein Workshop mit ukrainischer Textilkunst sowie zwei Comicworkshops statt. In unserer Galerie konnten wir vier neue Ausstellungen zeigen. Aktuell zu sehen ist noch bis Februar 2023 “Kunst verbindet” mit Bildern, die im Rahmen des Malkurses entstanden sind.

Gleichfalls einen Aufschwung erlebten die Interkulturellen Tage, die der Ausländerrat gemeinsam mit dem Büro der Ausländer- und Integrationsbeauftragten, Kristina Winkler, organisiert. Über 200 Veranstaltungen verschiedenster Akteure spiegelten die bunte Vielfalt Dresdens wieder. Zu den Höhepunkten zählen das beliebte Straßenfest für die ganze Familie sowie die Abschlussveranstaltung mit der Banda in der TheaterRuine.

Ein wichtiges Ereignis des Jahres war das Integrationspolitische Forum zur Oberbürgermeisterwahl, bei dem die vier um den Posten Kandidierenden ihr Wahlprogramm vorstellten. Bei der gut besuchten Veranstaltung im Hygienemuseum konnte auch das Publikum seine Fragen loswerden. Ein gelungener Auftakt, dem noch weitere ähnliche Formate in anderen Themenbereichen folgten.

Im Herbst förderten wir eine Ausstellung von iranischer Protestkunst in der SLUB sowie die Aufführung eines Theaterstücks für ukrainische Kinder in einer Dresdner Grundschule.

Ausblick: das Internationale Begegnungszentrum soll wieder so lebendig werden wie vor Corona – mindestens. Dafür konzipieren wir gerade den Kulturarbeitsbereich neu. Wir freuen uns über Vernetzung und mit anderen Akteuren für Workshops, Treffen und Bildung. Wer Impulse und Anregungen für Vernetzung hat, kann diese gern an email hidden; JavaScript is required senden. Wir freuen uns über jeden Vorschlag! Außerdem schmieden wir schon wieder Ideen, wie die Interkulturellen Tage noch größer und bunter werden.

Ausstellung "Frauenstimmen" im IBZ
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Projekt “Arbeit mit Eltern und Familien im Kontext Migration”

Beratung für migrantische Familien

Unser Beratungsangebot bietet Spechzeiten an vier Tagen in der Woche in Deutsch, Russisch, Ukrainisch, Englisch sowie bei Bedarf für weitere Sprachen mit Sprachmittler*innen.

Unser Angebot wird an die Anliegen der Eltern angepasst und war in 2022 gut nachgefragt. Da sich viele Eltern in schwierigen, langanhaltend unklaren und psychisch belastenden Lebenssituationen befinden, bedarf es umfangreichere Beratungen über einen längeren Zeitraum zu Themen wie Absicherung des Lebensunterhalts, Alltagsbewältigung, Erziehungsverantwortung, Kita und Hort.

Ausblick: In 2023 und 2024 werden wir unsere Elternberatung weiterhin durchführen und sie gegebenenfalls an sich wandelnde Bedarfe der Familien anpassen. Unsere Beratung ist offen, niedrigschwellig, gebührenfrei und mehrsprachig. Zentral dabei ist eine lebensweltorientierte Perspektive, um die Adressat*innengruppe gemäß des Empowermentansatzes in ihrer individuellen Persönlichkeit und ihren Partizipationsmöglichkeiten zu ermächtigen. Eltern sind Alltagsexpert*innen und Vorbilder und prägen den Sozialisationsprozess ihrer Kinder maßgeblich. Wenn Eltern in ihren Kompetenzen gestärkt sind, können sich auch ihre Kinder frei entwickeln, ihre Ressourcen wachsen lassen und ihren eigenen Weg gehen.

Eltern-Kind-Treff “Mosaik”

Eines der wichtigsten soziokulturellen Angebote in der Johannstadt ist unser wöchentlich stattfindender Treff für Eltern und Kinder “Mosaik“. Hier können die Familien sich treffen, kreativ sein, gemeinsame Aktivitäten wie Ausflüge planen und durchführen. Unsere Beraterinnen kommen mit den Eltern ins Gespräch, fragen Sorgen und Probleme ab und können beratend unterstützen. Bei Bedarf gibt es dafür Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern im Stadtteil und stadtweit.

Höhepunkte in diesem Jahr waren die Ausstattung und Durchführung eines Computerkurses für Kinder, ein Zoobesuch mit 36 Kindern und 29 Erwachsenen, sowie ein gemeinsamer Theaterbesuch im August Theater Dresden.

Computerkurs für Kinder
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Ausblick 2023

Der Mosaik-Treff ist gut etabliert und wird weiterhin wöchentlich stattfinden. Im Sommer werden wir wieder die Freizeitgestaltung der Kinder in der Sommerferienzeit organisieren sowie die Zurverfügungstellung der entsprechenden Angebote (in Kooperation mit dem Team Ferienpass beim Jugendamt Dresden).

Erstmals wird es im nächsten Jahr mehrere thematische Elternstammtische geben, u.a. zu Themen wie Familienleistungen (Kindergeld, Kinderzuschlag), Was tun bei häuslicher Gewalt? und einem Elternratgeber zu Computerspielen.


Beratungsstelle

Unsere Beratungsstelle (Beratungsstelle für Migrantinnen und Migrationsberatungsstelle für Erwachsene) hatte auch 2022 viele Herausforderungen zu meistern. So konnten leider wegen der Corona-Einschränkungen wieder nicht immer offene Sprechstunden angeboten werden. Wir haben aber versucht, sowohl mit den Terminen als auch digital, telefonisch oder brieflich, die Menschen in ihren schweren Lagen zu unterstützen.

Wir konnten Menschen aus Ägypten, Afghanistan, Albanien, Algerien, Angola, Armenien, Aserbaidschan, Äthiopien, Bosnien, Brasilien, Bulgarien, Deutschland, Eritrea, Equador, Estland, Gambia, Ghana, Georgien, Griechenland, Großbritannien, China, Frankreich, Indien, Indonesien, Irak, Iran, Israel, Italien, Japan, Jordanien, Kamerun, Kanada, Kasachstan, Kenia, Kirgisistan, Kolumbien, Kroatien, Kosovo, Kuba, Lettland, Libanon, Libyen, Litauen, Madagaskar, Mazedonien, Marokko, Mexiko, Moldawien, Mongolei, Mosambik, Myanmar, Neuseeland, Nicaragua, Niederlande, Nigeria, Nepal, Pakistan, Peru, Philippinen, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Serbien, Senegal, Slowakei, Somalia, Spanien, Staatenlose, Sudan, Syrien, Südafrika, Südkorea, Tadschikistan, Tansania, Thailand, Tschechien, Tunesien, Türkei, Turkmenien, Ukraine, Ungarn, Uruguay, USA, Usbekistan, Venezuela, Vietnam, Weißrussland und Zimbabwe beraten.

Die Menschen kamen zu uns mit vielen verschiedenen Problemen. Es waren Probleme, die sie hatten, weil sie auf soziale Leistungen angewiesen waren, es waren Probleme, die sie hatten, weil ihr Aufenthalt noch nicht endgültig geklärt war, es waren viele Asylbewerberinnen, die uns zu ihren Asylanträgen gefragt haben oder aber auch zu den Fragen ihrer Unterkunft u. a. (und dieser Gruppe widmen wir eine besondere Aufmerksamkeit, da sie leider rechtlich vieles nicht dürfen, was die andere Migrantinnen können…). Dazu kamen EU-Angehörige, die es auch nicht einfach haben, wenn sie nach Deutschland neu einreisen und danach auf unerwartete Schwierigkeiten stoßen. Unsere Beratungsstelle wurde auch durch Menschen aufgesucht, die wir bei Fragen der Familienzusammenführung, zur Ausbildung, zur Wohn- oder Familienproblematik und in anderen Bereichen unterstützten.

Eine besondere Herausforderung stellte für uns die Einreise von ukrainischen Kriegsflüchtlingen, die ebenfalls unser Fachwissen oft in Anspruch nehmen mussten.

Wir wurden auch weiterhin durch die ehrenamtliche Unterstützung von 11 engagierten Rechtsanwält*innen unterstützt.

Insgesamt konnten wir feststellen, dass unsere Arbeit durch unsere Besucher*innen als zufriedenstellend bewertet wurde. Damit können wir davon ausgehen, dass wir weiterhin eine gute qualitative und fachliche Unterstützung für Menschen bieten und sie soweit unterstützen, dass sie sich in schwierigen Lagen künftig selbst helfen können.


Team Ukrainehilfe

Am 19. April startete das Team Ukrainehilfe offiziell mit seiner Arbeit. Das Team bestehend aus Ermira Shala (Koordination), Natalie Svidler (Sprachmittlung und Organisation), Irina Preuss (Sprachmittlung) und Kirsty Gordon (Organisation) wurde anfangs noch von Clara von Verschuer unterstützt. Irina, die schon in viele Projekte des Ausländerrates reingeschnuppert hat, hatte schon im März die Idee, Café Halva als Ort für Geflüchtete aus der Ukraine zu nutzen und so wurde der offene Treff in der Johannstadt schnell der Dreh- und Angelpunkt unserer Arbeit. In Kooperation mit ehrenamtlichen Helfer*innen und dem Projekt Zur Tonne konnten wir ein Essensangebot schaffen, dass gerade zu Beginn der Fluchtbewegungen sehr gut besucht wurde und auch weiterhin wichtig bleibt. Von der Beratung in lebenspraktischen Fragen, über Vernetzungs- und Informationsveranstaltungen, Sprachmittlungen bis hin zu Kleidertauschbasaren, unterstützten wir Geflüchtete bei der Erstorientierung in Dresden-Mitte. Grade unsere Informationsreihe, die zwischen Mai und Oktober alle zwei Wochen stattfand, war sehr erfolgreich und ermöglichte uns, auf Bedarfe, die im Treff aufkamen, intensiver einzugehen. So veranstalteten wir beispielsweise beim Rechtskreiswechsel Angebote zum Thema SGBII mit Ausfüllhilfen, oder konnten mit Psycholog*innen aus der Ukraine Informationen zum Thema Therapie in Deutschland und stabilisierenden Maßnahmen anbieten und Eltern sowie jungen Erwachsenen das Jugendhilfesystem erklären. Als wir feststellten, dass viele Menschen durch Kinderbetreuung oder körperliche Beeinträchtigungen nicht mobil sind, entstand eine telefonische Beratung. Seit Oktober können Menschen mittwochs zwischen 10-12 Uhr anrufen und sich durch Natalie beraten lassen. Des Weiteren hatten wir Zugang zu einem großen Pool ehrenamtlicher Unterstützer*innen, deren Koordination und Vernetzung auch zu unseren Aufgaben zählte. Daraus haben sich tolle Kontakte und Angebote ergeben, von Hilfen bei der Wohnungssuche, über Sprachlern- und Bastelangeboten bis hin zu Auf- und Abbauhilfen beim offenen Treff haben wir sehr viel Unterstützung erhalten, ohne die unsere Arbeit so nicht möglich gewesen wäre. So haben uns über die letzten acht Monate ca. 40 Ehrenamtliche begleitet. Hier sei auch noch die Refugee Law Clinic erwähnt, deren Angebot immer noch sehr wichtig ist. Aus den Menschen, die uns besuchen, ist mittlerweile eine richtige Community geworden, die sich gegenseitig unterstützt und andere Menschen auf unsere Angebote hinweist. Als dann im Oktober die Nachricht kam, dass die Hilfen für Ukrainer*innen nicht mehr weiterlaufen sollten, waren wir sehr geschockt, denn seit Oktober stellen wir fest, dass wieder mehr Menschen nach Dresden kommen, die Unterstützung beim Ankommen in Deutschland benötigen. Im Schnitt zählen wir seit Beginn unseres Projektes jeden Donnerstag 40-60 Menschen, bei den Informationsveranstaltungen konnten wir sogar schon 80-100 Menschen zählen. Auch die Menschen aus unserer Community waren sehr schockiert, dass das Angebot enden sollte und so kamen einige zu unserer Pressekonferenz Anfang November, die wir gemeinsam mit den anderen Ukraineteams der Stadt veranstalteten und sprachen darüber, was die Hilfe für sie bedeutet, Ehrenamtliche schrieben Briefe und auch unsere Kolleg*innen in der ganzen Stadt machten sich für die Arbeit der Ukraineteams stark. Es freut uns sehr, dass unser Angebot im Café Halva weitergehen wird und unsere Arbeit weiter gehen kann. Wie genau das aussieht, ist noch offen, aber wir können verkünden: ab 12. Januar öffnet Café Halva wieder seine Türen. Bei Kaffee, Keksen und einer warmen Mahlzeit werden wir wieder für alle Menschen, die Interesse haben und Unterstützung brauchen vor Ort sein.

Natalie (l.) und Irina beim Treffen des Alleinerziehenden Netzwerk Dresden im Rathaus | Foto: Ermira Shala
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Vitamin-P

Das Projekt Vitamin-P „Ankommen- und Chancenpatenschaften für Geflüchtete aus der Ukraine” haben wir ab dem 01.07.22 übernommen. Das Ziel ist, die ukrainischen Flüchtlinge mit Hilfe von freiwilliger Patenschaftsbildung im Alltag zu unterstützen.

Bis Ende des Jahres haben wir 60 Patenschaften gebildet, die regelmäßig von den Projektmitarbeiter*innen unterstützt und betreut werden. Diejenigen Menschen, für die noch keine Paten gefunden wurden, finden jeden Donnerstag bei den offenen Beratungsstunden Hilfe und Unterstützung zu den Themen Antragsstellungen, Wohnungssuche, Schul- und Kitaplätzesuche und vieles mehr. Insgesamt haben wir über 300 Menschen aus der Ukraine betreut/beraten.

Im Rahmen des Projektes fanden viele Veranstaltungen und Workshops statt: “Arbeitsrecht in Deutschland” mit Arbeit und Leben in Sachsen e.V.; “Leistungszugänge für Menschen mit Behinderung aus der Ukraine” (Handicap International e.V.), “Arbeiten in Deutschland” (Vertrauen und Zutrauen, Lebenslauf und Anschreiben, Netzwerken und Selbstmarketing, Lernen und Erfolge feiern) mit mycareer now. Mit Verhaltenstrainern wurde der Kurs (10 Sitzungen) zur Stärkung und Förderung der psychoemotionalen Gesundheit der Geflüchteten aus der Ukraine realisiert. Die BOOTgGmbH hat hat die Projektmitarbeiter*innen zum Thema “psychosoziale Versorgung für Geflüchtete und Migrantinnen” geschult. Mit BFRE (Bundesverband russischsprachiger Eltern) haben wir über Vorurteile, Stereotypen und Diskriminierung diskutiert.

Wir haben gemeinsame Stadtausflüge gemacht, die Gläserne Manufaktur, den Sächsischen Landtag und die Semperoper mit insgesamt über 150 Ukrainer*innen besucht.

Das Projekt hat zahlreiche positive Rückmeldungen erhalten, wir bekommen täglich Briefe von ukrainischen Flüchtlingen, die sich für unsere Hilfe und Unterstützung bedanken.

Aktuell läuft das Projekt zum 31.12.22 aus. Wir hoffen, dass das Projekt weiter gefördert wird, weil der Bedarf an Integration, Zusammenhalten und Zusammenleben in Deutschland für die neuen ukrainischen Ankömmlinge sehr groß ist.

Ausflug mit Vitamin-P
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Neuer Vorstand

Im November standen Änderungen in unserem Vereinsvorstand an. Sowohl unsere bisherige Vorsitzende Eter Hachmann als auch Vorstandsmitglied Eric Hattke verlassen Dresden aus beruflichen Gründen und somit auch unser wichtigstes Vereinsorgan. Anfang November hat die Mitgliederversammlung Nilsson Samuelsson zum neuen Vorsitzenden gewählt; neu hinzugekommen sind Nazanin Zandi und Mustafa Hasan. Wir danken den beiden bisherigen Vorständlern für ihre geleistete Arbeit und freuen uns auf das neue Team!

Unser Vorstand hat nicht nur ein Auge darauf, dass im Verein alles geradeaus läuft; einzelne Mitglieder vertreten unseren Verein auch aktiv im Geschäftsbereich Kultur der Stadt Dresden und nehmen an Workshops und Diskussionen zum Thema Erinnerungskultur teil. Besonders das Projekt Alter Leipziger Bahnhof, als zukünftige Erinnerungs- und Begegnungsstätte für Jüdisches Leben in Dresden wurde voran gebracht. Unsere Stimme in der AG 13. Februar ist regelmäßig vertreten.


Dies waren nur einige Einblicke in das Wirken unseres Vereins für unsere Stadt und Stadtgesellschaft. Viel mehr passiert noch in unseren Büros, in den Beratungsstellen, an ganz vielen Telefonen, in unserem Jugendkeller, in unseren Sporträumen, in unserer Kita… und an ganz vielen weiteren Orten in Dresden. Wir konnten viel bewirken und viel Arbeit liegt noch vor uns. Auch weiterhin müssen wir für die Finanzierung mehrerer Projekte größere Eigenanteile aufbringen; hier sind wir auf Unterstützung angewiesen: jede Spende hilft!

Bis wir uns wiedersehen, wünschen wir allen Freund*innen, Unterstützer*innen, Projektpartner*innen und unseren Vereinsmitgliedern eine entspannte Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in ein friedliches, gesundes neues Jahr!